VIII. Deutsch-Russische Städtepartnerkonferenz
Jekaterinburg, 8.-12. Juni 2005

Ergebnispapier

Für das Gelingen und den Fortbestand von Städtepartnerschaften ist wichtig:

    1. Schaffen Sie einen offiziellen kommunalen Status zur Stabilisierung der Verbindung.
    Der Status einer offiziellen Städtepartnerschaft kann mehr Beständigkeit bei der Unterstützung und der Bereitstellung von Personal und Mitteln gewährleisten

    2. Schaffen Sie verwalterische und bürokratische Sicherheit ohne „Verbürokratisierung“.
    Planen Sie genügend langfristig und schaffen Sie Kooperationen im öffentlichen Bereich. Nutzen Sie persönliche Kontakte!

    3. Versuchen Sie, alle Rathausfraktionen einstimmig für die Partnerschaftsarbeit zu gewinnen. Überzeugen Sie die Kommunalvertreter Ihrer Stadt von den Vorteilen internationaler Kontakte und verweisen Sie auf den Imagegewinn als weltoffene Stadt.

    4. Versuchen Sie tragende Personen und Gruppen für die Stabilisierung und den Ausbau der Partnerschaft zu gewinnen.
    Binden Sie deren Ideen und Aktivitäten in die partnerschaftlichen Aktivitäten ein. Schaffen Sie Patenschaften für bestimmte Bereiche.

    5. Gewährleisten Sie die intensive Berücksichtigung und Einbindung der Jugend in die Partnerschaftsarbeit.

    6. Überprüfen Sie Sponsoringmöglichkeiten, z.B. Sparkassen, bekannte Unternehmen in Ihrer Stadt.

    7. Gewährleisten Sie eine funktionierende Kommunikation, beachten Sie jedoch dabei, dass die russischen Partner häufig noch nicht über die technische Ausstattung wie Sie verfügen!
    Nutzen Sie die nonverbalen Möglichkeiten (Musik, Bild, Medien) als auch moderne elektronische Kommunikationsmöglichkeiten (Mailkontakte, Präsentation online, Gestaltung einer gemeinsamen Internetplattform).

    8. Bemühen Sie sich um eine gleichberechtigte Partnerschaftsarbeit auf gleicher Augenhöhe!

    9. Achten Sie darauf, dass Themen und Projekte der Zusammenarbeit für beide Seiten von Relevanz sind!

    10. Erkennen, betonen und nutzen Sie die Spezifika Ihres Partners, seiner Eigenarten und Qualitäten für den individuellen Ausbau einer lebendigen und differenzierten Partnerschaft.

    11. Versuchen Sie, alle Bereiche des Lebens einer Kommune in die Partnerschaftsarbeit einzubeziehen: Kultur, Soziales, Sport, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft.

    • Schaffen Sie Partnerschafts-Zentren und Kristallisationspunkte!
    • Binden Sie die lokale Wirtschaft ein, jedoch nicht nur als Sponsoren, sondern bei entsprechendem Interesse auch als Mitgestalter oder Mitveranstalter!
    • Binden Sie Einrichtungen wie z.B. IHK in die Partnerschaftsarbeit ein!
    • Projekte leben aus der Vernetzung! Streben Sie eine möglichst breite Verwurzelung in verschiedenen Einrichtungen an!

    12. Arbeiten Sie zur Überwindung von Sprachbarrieren und kulturellen Hürden mit Volkshochschulen oder anderen Fremdspracheninstituten Ihrer Stadt zusammen.

    13. Pflegen Sie einen offenen und gastfreundlichen Umgang mit den Generalkonsulaten und Botschaften. Eine Einladung zu der einen oder anderen Veranstaltung kostet nicht viel Geld, erspart aber der Partnerschaftsarbeit möglicherweise viel Zeit, Nerven und Geld.

    • Laden Sie Vertreter des Konsulates zu Ihren Veranstaltungen ein!
    • Verleihen Sie Ihrer Veranstaltung durch die Einladung eines Diplomaten politischen Glanz!

    14. Pflegen Sie angesichts zurückgehender öffentlicher Mittel eine enge projektbezogene Zusammenarbeit mit Sponsoren und Stiftungen. Gleichzeitig hebt eine erfolgreiche Zusammenarbeit auch das öffentliche Ansehen der Städtepartnerschaft und kann zu Würdigungen / Auszeichnungen führen, die ihrerseits (im)materielle Anerkennung und einen Motivationsschub für alle Beteiligten mit sich bringen.

    15. Förderanträge und Formulare sind unabdingbare Notwendigkeit aber bei näherer Prüfung zu bewältigen. Persönliche Beratung mit den ausschreibenden Institutionen sollten unbedingt ausgenutzt!

    16. Denken Sie bei der Partnerschaftsarbeit nicht nur im bilateralen Kontext. Haben Sie Mut zu multilateralen Kooperationen und beziehen Sie Ihre anderen internationalen Partnerstädte in Begegnungsprojekte ein.

    17. Schul- oder Universitätspartnerschaften können zur Initiierung von städtepartnerschaftlichen Beziehungen sehr hilfreich sein und wichtige Impulse liefern.

    18. Persönliche Kontakte sind unersetzlich. Relevante Personen sollten persönlich angesprochen und gegebenenfalls in die Stadt eingeladen werden.

Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Städtepartnerschaftsvereinen und den örtlichen Behörden

    19. Tun Sie etwas für die örtlichen Behörden: Nutzen Sie beispielsweise die Städtepartnerschaft, um öffentlich über neue Initiativen zu informieren!

    20. Vertreter der örtlichen Behörden! Denken Sie daran, dass Geld nicht alles ist! Ehrenamt braucht Ansporn! Die Anerkennung muss bei der Initiative und bei den Menschen ankommen, die die Arbeit machen. Einige Partnerschaftsvereine benötigen moralische Unterstützung oder praktische Hilfe mindestens genauso dringend wie Geld.

    21. Geben Sie nicht auf! Verfolgen Sie konsequent Ihre Anstrengungen, die Kommunikation zu verbessern!

    22. Lernen Sie die Städtepartnerschaft und das, was daraus entstehen kann, zu schätzen, anstatt sie nur als eine Austauschaktivität anzusehen!

Verbesserung der Nachwuchsarbeit und stärkere Einbeziehung von Schülern und Jugendlichen in die Partnerschaftsarbeit

    23. Schaffen Sie Motivationen, um Aktive zu gewinnen. Schaffen Sie attraktive Formen der persönlichen Begegnung, aber achten Sie darauf, dass die Jugendbegegnungen nicht „verschult“ werden.

    24. Beachten Sie, dass Jugendliche nur über Inhalte gewonnen werden können, d.h. projektbezogene Begegnungen.

    25. Machen Sie die Teilnahme an Begegnungs- oder Austauschprojekten nicht von Sprachkenntnissen abhängig!
    Schulaustausch kann auch funktionieren ohne Russischunterricht an den Schulen. Schulpartnerschaften sind eine Säule des regionalen Austauschs

    26. Pflegen Sie den Kontakt zu Alumni, die an Ihren Projekten/ Begegnungen teilgenommen haben und nutzen Sie diese als Multiplikatoren!

    27. Beachten Sie, dass Jugendliche sich eher kurzfristig und projektgebunden engagieren. Berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Nachwuchsarbeit!

    28. Nutzen Sie das vorhandene Interesse der Jugendlichen, sich zu engagieren. Stellen Sie Informationen über die Möglichkeiten eines persönlichen Engagements bereit.

    29. Stellen Sie bezahlte Praktika zur Verfügung. Nutzen Sie dafür Fördermittel von Stiftungen!

    30. Nutzen Sie für die Organisation von Jugendbegegnungen auch die Fördertöpfe der EU (z.B. Move together!)

    31. Versuchen Sie, russlanddeutsche Jugendliche in Ihre Programme und Ihre Partnerschaftsarbeit einzubinden und zu integrieren.

    32. Örtliche Behörden verfügen über Gelder für spezielle Programme und Initiativen. Machen Sie sich mit diesen vertraut (hierbei können Webseiten helfen) und überlegen Sie, wie die Städtepartnerschaft davon profitieren kann.
    Beispiele sind:

    • Lebenslanges Lernen
    • Zukunftschancen für Jugendliche
    • „Best Value“ – schlagen Sie ein Angebot für die Städtepartnerschaft vor!

    33. Sichern Sie sich die Unterstützung von Organisationen, die regelmäßig mit Jugendlichen arbeiten, oder gehen Sie Partnerschaften mit diesen ein, wie z.B. Pfadfindern, europäische Freiwilligendienste etc. Es besteht die Möglichkeit, dass an die Organisationen vermittelte Jugendliche der Vereinsarbeit verbunden bleiben.

    34. Treten Sie als Lobby auf, die Einfluss auf Ausbildungsinhalte nimmt

    • Unterstützen Sie Gruppen, die den Sprachunterricht intensivieren möchten!
    • Machen Sie sich mit Vereinigungen von Sprachlehrern bekannt!
    • Bemühen Sie sich um die Unterstützung von örtlichen Sprachschulen!
    • Gehen Sie zu behördlichen Sitzungen, auf denen Fragen der Ausbildung thematisiert werden!

    35. Preise

    • Veranstalten Sie Wettbewerbe für Jugendliche im Bereich der Sprachausbildung, für das Schreiben von Aufsätzen oder die Teilnahme an einer internationalen oder Städtepartnerschaftsveranstaltung!
    • Vergessen Sie nicht, diese mit Hilfe von Zeitungen und Schulen publik zu machen!

    36. Jugend und Demokratie

    • Nutzen Sie die Städtepartnerschaft, um das Interesse an Wahlen und Demokratie in Europa und auf lokaler Ebene zu entwickeln!
    • Regen Sie die Veranstaltung einer Jugendkonferenz oder möglicherweise einer Parlamentssimulation für Jugendliche an!

Lösungsvorschläge für Probleme der medialen Wahrnehmung und eine Imageverbesserung der Städtepartnerschaft

    37. Berichten Sie über Ihr Engagement! Setzen Sie im Rahmen der Partnerschaftsarbeit 20% Ihrer Zeit für Pressearbeit ein!

    38. Geben Sie Medienvertretern einen repräsentativen Status!

    • Lassen Sie sie als Redner auftreten!
    • Laden Sie sie bei Seminaren oder Konferenzen zum Mittagessen ein!

    39. Beziehen Sie die Medien in die Städtepartnerschaft bzw. Partnerschaftsarbeit ein!

    • Schaffen Sie Partnerschaften zwischen Zeitungen und Radiosendern!
    • Laden Sie sie zu Bürgerreisen ein, um Ihre Kollegen im anderen Land kennen zu lernen!

    40. Nutzen Sie Pressesprecher!

    • Arbeiten Sie mit den Pressesprechern der örtlichen Behörden zusammen – sie haben regelmäßigen Kontakt zu Journalisten!
    • Finden Sie heraus, ob andere Partner (Unternehmen, Sportvereine .u.a.) Pressesprecher haben und bitten Sie diese um Hilfe!
    • Veröffentlichen Sie Beiträge im städtischen Amtsblatt!

    41. Geben Sie den Journalisten etwas, worüber sie schreiben können!

    • Fokussieren Sie auf ein bestimmtes Ereignis während einer Veranstaltung im Rahmen der Städtepartnerschaft!
    • Verfassen Sie selbst Pressemitteilungen/ Artikel über Ihre Veranstaltung oder Ihre Begegnung und geben es an die Presse weiter!
    • Wenn Sie einen angesehenen Redner einladen, wird die Presse über ihn schreiben wollen.

    42. Bringen Sie die Errungenschaften der Städtepartnerschaft an die Öffentlichkeit, schreiben Sie an lokale Zeitschriften oder veröffentlichen Sie in Newslettern, sprechen Sie bei Versammlungen des Rotary-Clubs, Lions-Clubs und anderer Organisationen!

    43. Veranstaltungen, die in Zusammenarbeit mit Partnern durchgeführt werden, werden in der Presse anders, intensiver wahrgenommen.

HINWEIS:
Nutzen Sie die Internetplattform www.russlandpartner.de und nutzen sie die Beratungsangebote der Infozentrale für Städtepartnerschaften und regionale Kooperationen im Deutsch-Russischen Forum.